Gleich vorweg, uns sind sehr viele Titel für diesen Tag eingefallen. 90% der Titel verbot unser Anstand sie zu schreiben. Allerdings möchten wir euch noch an ein paar anderen Teil haben… „Grenzenlose Langeweile / Frechheit“, „Ausgrenzung“, „Grenz-Snickers“, „Grenzdebiel“, „KaffeeGrenzchen“ und „Grenzwertige Erfahrung“.
Aber der Reihe nach… Angefangen hat der Tag in Riga in einem Hostel, der Blick aus dem Fenster verriet uns, dass sich das Wetter seit Gestern nicht geändert hatte. Es regnete immer noch die gleiche Menge wie am Vortag. Sehr motivierend für Aufgaben die man eigentlich immer drausen erledigen muss. Egal, was soll´s. Fertig machen und ab zu den Autos, denn heute stehen drei Länder auf dem Plan. Raus aus Lettland, nach Littauen zum Hügel der Kreuze und dann weiter nach Kaliningrad. Es wurde in der Tiefgarage des Einkaufscenters, in dem die Autos parkten noch kurz die Route besprochen und dann ging es auch schon raus aus Riga auf die Landstraße.
Der Hügel liegt 12 km nördlich der Stadt Šiauliai und ist ein beliebter Pilgerort in Littauen. Dort angekommen sollten wir ein Kreuz herstellen und dieses mit auf diesen Hügel stellen und wie jedesmal fotodokumentieren. Unser Kreuz schnitzten wir aus einer alten PET Wasserflasche. Nicht schön, aber praktisch, schnell und unvergänglich. Der einsam auf einem Feld stehende Hügel mit seinen abertausenden von Kreuzen ist ein sehr skurriles Bild in der Landschaft. Auch beim Betreten und durchwandern umgibt einem ein unheimliches Gefühl. Ist das die Macht Gottes oder doch nur der Gedanke an die Umsatzzahlen des örtlichen Souvenir-Shops, der sich mit gefühlt 5 verschiedenen Kreuzmodellen eine goldene Nase verdient. Wer weiß das schon 🙂
Auch konnten wir hier in einem trockenen Moment die Teddys mal wieder herausholen um mit ihnen an diesem durchaus beeindruckendem Ort Fotos zu machen.
Danach ging es mit den Hops of Deliverance und Road Addiction weiter Richtung russische Grenze, welche wir über die Kurische Nehrung überqueren wollten. In Memel (Klaipeda) angekommen trafen wir dort noch einige andere Teams, die bereits auf die Fähre auf den Küstenstreifen warteten. Für 12 Euro setzte uns der Fährmann binnen 10 Minuten über. Auf der anderen Seite angekommen freute sich nach wenigen Kilometern die Dame des Nationalparks, die jedem Team und jedem anderen PKW 20 Euro abnehmen durfte, um die Straße des Nationalparks zu nutzen. Wir gaben dem Audi nun die Sporen, denn in der BSC-Facebook-Gruppe sprach man von 4 Stunden Wartezeit an der Grenze, tendenz steigend. Diesem Zeitdruck ist es auch geschuldet, dass wir uns gegen einen Besuch der Sommerresidenz von Thomas Mann in Nida entschieden haben. 4 Stunden an der Grenze stehen… was für eine grauenvolle Vorstellung. Der anhaltende Regen machte das Fahren auf den 20 Euro teuren Nationalparkstraße zunehmend schweren, da deren Qualität unter aller Sau war. Am littauischen Grenzposten angekommen ging die Abfertigung realtiv schnell. Nach 45 Minuten hatten wir wieder unsere Pässe und durften weiter. Weiter wohin? Da vor? Aber da stehen 40 Autos und das ist erst die erste Schranke. In der Schlange angekommen bildete sich sofort ein Pulk aus den verschiedensten Rallyeteilnehmern. Frisch eingetroffene und die, die schon Hornhaut am Hintern hatten. „Seit einer Stunde bewegt sich hier eigentlich nix mehr“ waren so Aussagen, die einige Team zur sofortigen Umkehr bewogen.
Wir entschlossen hier zu bleiben, denn auch wenn es jetzt noch 3 Stunden dauern sollte wären wir nicht um diesen Teil von Russland herum gekommen. Zeit für Abendessen, unserer Grenzmahl, mit Grenzbrot und Grenzsalami vom Rentier, dass noch in der Kühlbox war. Auch wurde es Zeit, das bereits am Start gekaufte Rallye-Quartett mal auszupacken und zu spielen. Danach ging es mit den Mitwartenden an Pläne für die Unterkunft in Kaliningrad und daran die russische Bürokratie, den Arbeitseifer und die unglaublich unfähigen Grenzer hoch und runter zu „diskutieren“. Nach 5 langen, anstrengenden und verregneten Stunden an diesem so unglaublich eintönigen Grenzposten waren wir durch und drückten das Gaspedal ans Bodenblech, nachdem uns auch der russische Nationalparksclown 7 Euro für seine maroden, löchrigen und total überschwemmten Straßen abgenommen hatte. Sämtlichen Pläne irgendwas in dieser Stadt anschauen zu können, waren dahin und wir wollten eigentlich nur ins Hostel, dann was essen und trinken und dann schlafen. Für die nächsten 80 Kilometer haben wir dann noch einmal 1 1/2 Stunden aufbringen müssen. Das Hostel in Kaliningrad war neuwertig und hatte sogar eine englisch-sprechende Empfangsdame, was hier absolut nicht selbstverständlich ist. Auch sind alle Schilder in dieser Stadt in kyrillischen Lettern geschrieben, was eine Orientierung etwas schwieriger macht. Da war sogar Murmansk besser ausgeschildert als dieses Örtchen. Dank einem Tipp von Alexey hatten wir die kleine Brauerei mitten in einem Einkaufzentrum schnell gefunden und waren froh, dass diese noch bis 1 Uhr nachts warme Küchen anboten. Leicht angetrunken und mehr als satt gingen wir, wie so oft auf dieser Rallye gegen 2 Uhr ins Bett.
Tag 14: Verhalten Grenzwertig!
- Es neigt sich dem Ende entgegen
- Tag 15: Grau in Grau